Portal:Fürst Leopold

Aus Wikipedia zur Industriegeschichte Dorsten

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Versuchsbohrungen in den Jahren 1899 bis 1905 ergaben, dass in den Grubenfeldern  "''Fürst Leopold''" Kohle wirtschaftlich zu fördern ist. Nachdem die bergrechtlichen Besitzverhältnisse mit dem Fürsten Leopold zu Salm-Salm, Anholt (Besitzer des Bergregals) geklärt werden konnten, begann die Bergwerks AG Consolidation am 14. November 1910 Schacht 1 abzuteufen. Die erste Kohle wurde am 19. Januar 1913 gefördert.  
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Der Name des Bergwerks leitet sich von Nikolaus Leopold Fürst zu Salm-Salm her, der als Standesherr zu jener Zeit das Bergregal innehatte, also das Verfügungsrecht über die Bodenschätze besaß. Nachdem Versuchsbohrungen in den Jahren 1899 bis 1905 ergaben, dass nördlich der Lippe Kohle wirtschaftlich gefördert werden kann, erwarben 1906 Emil Tilmann, Dortmund und Victor Weidtmann, Aachen das Eigentum des Bergwerks vom Fürsten Salm-Salm zu Anholt. Im gleichen Jahr veräußerten Tilmann und Weidtmann ihr 4,4 km² großes Bergeigentum für 750.000 Mark an die Bergwerksgesellschaft Consolidation in Gelsenkirchen. Diese begann am 14. November 1910 Schacht 1 abzuteufen. Die erste Kohle wurde am 19. Januar 1913 gefördert.  
1931 erfolgte der Verbund von "''Fürst Leopold''" mit der Holsterhausener Zeche "''Baldur''" unter dem Namen "''Fürst Leopold-Baldur''". Nachdem 1971 eine gemeinsame Werksdirektion der Zechen Fürst Leopold-Baldur und Wulfen gebildet wurde, kam es am 01.01.1982  zum endgültigen Zusammenschluss unter dem Namen "''Fürst Leopold/Wulfen''".  
1931 erfolgte der Verbund von "''Fürst Leopold''" mit der Holsterhausener Zeche "''Baldur''" unter dem Namen "''Fürst Leopold-Baldur''". Nachdem 1971 eine gemeinsame Werksdirektion der Zechen Fürst Leopold-Baldur und Wulfen gebildet wurde, kam es am 01.01.1982  zum endgültigen Zusammenschluss unter dem Namen "''Fürst Leopold/Wulfen''".  
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Am 01. April 1998 entstand aus den beiden Zechen Westerholt und Fürst Leopold das neue Bergwerk Lippe. Die letzte Kohle auf Fürst Leopold wurde am 17. August 2001 gefördert. Der räumliche Verbund der Grubenfelder von Leopold und Westerholt erfolgte am 15. Juni 2005. Das Bergwerk Lippe stellte schließlich am 19.12.2008 den Betrieb ein.  
Am 01. April 1998 entstand aus den beiden Zechen Westerholt und Fürst Leopold das neue Bergwerk Lippe. Die letzte Kohle auf Fürst Leopold wurde am 17. August 2001 gefördert. Der räumliche Verbund der Grubenfelder von Leopold und Westerholt erfolgte am 15. Juni 2005. Das Bergwerk Lippe stellte schließlich am 19.12.2008 den Betrieb ein.  
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[[Datei:Tagesriss 1960.jpg]] Tagesriss (Werksplan) von 1960
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Version vom 02:44, 11. Mär. 2012

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Luftbild Fürst Leopold, 1926, Copyright: Regionalverband Ruhr, Essen.
Luftbild der Zeche Fürst Leopold (um 1978)
Luftbild Fürst Leopold, 2007, Copyright: Regionalverband Ruhr, Essen
Luftbild Fürst Leopold, 2011, Copyright: Hans Blossey


Der Name des Bergwerks leitet sich von Nikolaus Leopold Fürst zu Salm-Salm her, der als Standesherr zu jener Zeit das Bergregal innehatte, also das Verfügungsrecht über die Bodenschätze besaß. Nachdem Versuchsbohrungen in den Jahren 1899 bis 1905 ergaben, dass nördlich der Lippe Kohle wirtschaftlich gefördert werden kann, erwarben 1906 Emil Tilmann, Dortmund und Victor Weidtmann, Aachen das Eigentum des Bergwerks vom Fürsten Salm-Salm zu Anholt. Im gleichen Jahr veräußerten Tilmann und Weidtmann ihr 4,4 km² großes Bergeigentum für 750.000 Mark an die Bergwerksgesellschaft Consolidation in Gelsenkirchen. Diese begann am 14. November 1910 Schacht 1 abzuteufen. Die erste Kohle wurde am 19. Januar 1913 gefördert.

1931 erfolgte der Verbund von "Fürst Leopold" mit der Holsterhausener Zeche "Baldur" unter dem Namen "Fürst Leopold-Baldur". Nachdem 1971 eine gemeinsame Werksdirektion der Zechen Fürst Leopold-Baldur und Wulfen gebildet wurde, kam es am 01.01.1982 zum endgültigen Zusammenschluss unter dem Namen "Fürst Leopold/Wulfen".

Die höchste Förderung erreichte das Bergwerk 1977 mit 2.400.350 Tonnen, die von 2.943 Beschäftigten erzielt wurde.

Am 01. April 1998 entstand aus den beiden Zechen Westerholt und Fürst Leopold das neue Bergwerk Lippe. Die letzte Kohle auf Fürst Leopold wurde am 17. August 2001 gefördert. Der räumliche Verbund der Grubenfelder von Leopold und Westerholt erfolgte am 15. Juni 2005. Das Bergwerk Lippe stellte schließlich am 19.12.2008 den Betrieb ein.



Datei:Tagesriss 1960.jpg Tagesriss (Werksplan) von 1960


Neue Nutzungen

Um neue Nutzungsmöglichkeiten zu entwickeln, wurde 2001 die Projektgesellschaft Fürst Leopold (PGFL) ins Leben gerufen. Gesellschafter der inzwischen liquidierten Einrichtung waren die Stadt Dorsten und die MGG (heute: RAG Montan Immobilien) mit jeweils 50% Geschäftsanteilen. Umfangreiche Bestandsaufnahmen der Gebäude, der Infrastruktur und des Freiraumes bildeten die Basis für eine 2004 von den Architekten und Stadtplanern Börner/Schmidt (Dorsten) sowie Post/Wolters (Dortmund) vorgelegten Konzeptstudie über neue Nutzungsmöglichkeiten auf der ehemaligen Zechenfläche. Diese Arbeiten wurden durch die EU und das Land NRW gefördert.

2006 hat die MGG mit der Firma PRISMA Immobilien, Dorsten einen "Letter of intent" geschlossen. Zielsetzung dieser Absichtserklärung war es, weitergehende Planungen vorzunehemen, mit dem Ziel, die Ansiedlung von Einzelhandel sowie weitere Nutzungen für Freizeit und Kultur auf dem Kerngelände zu prüfen. Parallel zu den Planungen des Investors hat die Stadt Dorsten in mehreren Gutachten untersuchen lassen, inwieweit die vom Investor jeweils gewünschten Einzelhandelsvorhaben mit dem vorhandenen Angebot in Hervest und in den anderen Stadtteilen verträglich sind.

2009 erwarb die zwischenzeitlich neugegründete Gesellschaft TeDo (Tempelmann-Immobilien) rund 12 Hektar des ehemaligen Bergwerks Fürst Leopold von der RAG Montan Immobilien und der RAG AG. Der Rat der Stadt Dorsten hat daraufhin die Aufstellung eines Bebauungsplans für das zentrale Zechengelände beschlossen und 2011 einen Voentwurf aufgestellt.


Datei:B_Plan_2011.jpg


Gebäude

Die Ursprungsbauten der Zeche Fürst Leopold entstanden im Wesentlichen in der Zeit zwischen 1911 bis 1916 in einer sachlichen, durch neobarocke Einflüsse geprägten Backsteinarchitektur und sind dem Reformstil zuzuordnen. In Abkehr vom Historismus und als Grundlage für eine moderne Architektur entwickelte sich ab 1911 die sog. Reformarchitektur, die im Industriebau später häufiger Anwendung fand. Typisch für die Zechenbauten dieser Zeit sind die durch Wandvorlagen vertikal betonten Fassadengliederungen. Von den Tagesanlagen sind noch erhalten und stehen unter Denkmalschutz: Die Lohnhalle mit Verwaltung und Kauen, das Lager- und Lüftergebäude, das Fördermaschinenhaus sowie die Kraftzentrale (Kompressorenhalle).

Lohnhalle und Verwaltung
Fördermaschinenhaus Schacht 2
Kohleabbau unter Dorsten, Quelle: Kuschke, Michael, Geschichte des Bergbaus in Dorsten, 2008.


Zeittafel

Jahr Ereignis
1902 Mutung der Felder Fürst Leopold I - III
1906 Februar/März: Verleihung der Felder Fürst Leopold I - III, Gründung der Gewerkschaft (im Besitz der Bergwerksgesellschaft Consolidation)
1908 Verleihung der sechs Felder Fürst Leopold IV - IX
1909 Verleihung Feld Fürst Leopold X, Berechtsame: 21,2 km²
1910 12.2. Konsolidierung der Berechtsame zu Fürst Leopold, Teufbeginn Schacht 1 (Gefrierverfahren)
1911 Teufbeginn Schacht 2 (Gefrierverfahren), Schacht 1: Karbon bei 600 m(-567 m), Teilung der Berechtsame in Fürst Leopold (15,1 km²) und Fürst Leopold Fortsetzung (6,1 km²)
1912 Schacht 1: Ansetzen 1. Sohle = 647 m(-614 m), Schacht 2: Ansetzen 2. Sohle = 744 m(-709 m), erste Kohlenförderung, 532 t, 394 Beschäftigte
1913 Tieferteufen Schacht 1 bis 2. Sohle, Schacht 1: regelmäßiger Förderbeginn, 39236 t, 626 Beschäftigte
1914 Tieferteufen Schacht 1
1915 Schacht 1: Ansetzen 3. Sohle = 874 m(-839 m), Schacht 2 ebenfalls bis 3. Sohle, 151418 t, 799 Beschäftigte
1918 22.9. Erwerb durch Hoesch AG, Auflösung der Gewerkschaft
1920 Erwerb Feld Trennstück 0din (0,35 km²), Gesamtberechtsame: 21,5 km², 334201 t, 1795 Beschäftigte
1925 509872 t, 2068 Beschäftigte
1926 Auffahrung Strecke auf 3. Sohle zum Verbund mit Baldur, jedoch im gleichen Jahr gestundet
1930 523035 t, 1445 Beschäftigte
1931 01.04.: Zusammenlegung mit sillgelegter Zeche Baldur zu Fürst Leopold-Baldur, Baufeld: 25,3 km2, Anlagen:

Fürst Leopold: Förderanlage, Schächte 1/2 bis 3. Sohle = 874 m(-839 m), Baldur: Schächte 1/2 bis 3. Sohle = 743 m(-710 m), Juni: Durchschlag zwischen 2. Sohle Fürst Leopold und 3. Sohle Baldur, 482080 t, 1253 Beschäftigte

1934 42 Feierschichten wegen Absatzmangel
1935 567304 t, 1204 Beschäftigte
1940 1.095342 t, 2410 Beschäftigte
1945 schwere Kriegsschäden, 3. Sohle unter Wasser, Mai: Sümpfen, 279974 t, 1869 Beschäftigte
1946 Anlagen: Fürst Leopold 1/2, Baldur 1/2 (nur Wetterführung), Hauptfördersohle: 3. Sohle 874 m(-839 m)
1950 1.058644 t, 3436 Beschäftigte
1953 Inbetriebnahme Kraftwerk
1954 Verfüllung Schacht Baldur 2 bis unterhalb 1. Sohle = 595 m
1955 1.412910 t, 4296 Beschäftigte
1956 max. Förderung: 1.499302 t, 4477 Beschäftigte
1960 1.214618 t, 3344 Beschäftigte
1965 1.172667 t, 2735 Beschäftigte
1969 1.106982 t, 1808 Beschäftigte
1970 Bildung einer Werksdirektion aus den Zechen Fürst Leopold-Baldur und Wulfen, jedoch bleiben beide weiterhin selbständig fördernde Anlagen. Umbenennung Fürst Leopold-Baldur in Fürst Leopold, Baufeld: 20 km², Anlagen: Fürst Leopold: Förderanlage, Schächte 1/2 bis 3. Sohle = 874 m(-839 m) = Fördersohle, Baldur: Schacht 1 bis 3. Sohle = 743 m, Schacht 2 bis 1. Sohle = 595 m, 1.9. Strebbruch (3 Tote), 1.213006 t, 1890 Beschäftigte
1972 Verfüllung Schacht Baldur 2
1973 Fürst Leopold: Ansetzen 4. Sohle = 1034 m(-1000 m) im Gesenk
1975 1.206139 t, 2038 Beschäftigte
1976 Förderberg von 3. Sohle zur 4. Sohle
1979 Mutung Feld Im Vest (0,14 km²)
1980 max. Förderung: 1.277840 t, 2325 Beschäftigte
1981 Durchschlag 3. Sohle mit 2. Sohle Wulfen mittels Strecken und Gesteinsberg (Länge: 7580 m), Übernahme Förderung untertage von Wulfen
1982 01.01.: Umbenennung in Fürst Leopold/Wulfen.

Anlagen: Fürst Leopold: Schächte 1/2, Förderanlage, Fördersohlen: 3. Sohle = 872 m(-839 m) und im Gesenk 4. Sohle = 1034 m(-1000 mS), Schacht Baldur 1 bis 3. Sohle = 743 m(-710 m), nachfolgend genannt 2. Sohle), Wulfen 1/2: 2. Sohle = 1037 m(-991 m, -1000 mS), Kohlen untertage von Wulfen nach Fürst Leopold, Baufeld: 104,3 km², Tieferteufen Schacht Baldur 1, 1.383923 t, 2764 Beschäftigte

1983 Schacht Baldur 1: Ansetzen neue 3. Sohle = 864 m(-831 m), 4. Sohle = 943 m(-910 m) und 5. Sohle = 1053 m(-1020 m), Wulfen: Umbenennung 1. Sohle in 3. Sohle und 2. Sohle in 5. Sohle
1984 30.01.: Fördereinstellung im Schacht Wulfen 1
1985 1.846060 t, 3109 Beschäftigte
1988 Schacht Leopold 1: Umbau Fördergerüst, in Planung: Teufen Schacht Wulfen 3 (zwischen Fürst Leopold 1/2 und Wulfen 1/2)
1990 Wulfen: Auffahrung 4. Sohle, 2.117843 t, 3051 Beschäftigte
1991 Tieferteufen Schacht Baldur 1: Ansetzen 1. Teilsohle = 1158 m(-1125 m), Wulfen: Anschluss der nachträglich angesetzten 4. Sohle = 927 m(-880 m) an die 4. Sohle Fürst Leopold
1992 Schacht Baldur 1: Ansetzen 2. Teilsohle = 1283 m(-1250 m)
1993 Schacht Baldur 1: Ansetzen 6. Sohle = 1323 m(-1290 m)
1995 2.386962 t, 3302 Beschäftigte
1997 max. Förderung: 2.400350 t, 2943 Beschäftigte
1998 01.04.: Verbund mit Westerholt zum Bergwerk Lippe
2008 19.12.: Stilllegung des Bergwerks Lippe

Pläne

Östl. Fördermaschine - Schacht 2: Konstruktionsplan Maschinenrahmen der Pleuelstange, Friedrich Wilhelms-Hütte, Mülheim-Ruhr, 1912.

Östl. Fördermaschine - Schacht 2: Schnitt durch Maschine und Fundament, Friedrich Wilhelms-Hütte, Mülheim-Ruhr, 1914.


Interne Links

Geschichte des Bergbaus in Dorsten, Michael Kuschke, 2008.


Literatur

  • 100 Jahre Bergbau Lippe, 1907 - 2007: Festschrift, Herne, Deutsche Steinkohle AG, 2007, 107 Seiten. Standort: Verein.
  • Bergwerk Fürst Leopold / Wulfen 1913 - 1993: Dortmund, Ruhrkohle-Zentraldruckerei, 1994, 246 Seiten. Standort: Stadtbibliothek.
  • Chronik des Bergwerks Fürst Leopold / Wulfen 1913-1988: 1988, Standort: Stadtbibliothek.
  • Fünfzig Jahre Fürst Leopold Baldur. 1913-1963, Hoesch AG Bergbau, Dorsten, 1963, 62 Seiten, Standort: Stadtbibliothek.


Weblinks

Verein für Bergbau-, Industrie- und Sozialgeschichte / Fürst Leopold

Wikipedia: Zeche Fürst Leopold

Route Industriekultur

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