Portal:Fürst Leopold

Aus Wikipedia zur Industriegeschichte Dorsten

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Inhaltsverzeichnis

Entwicklung

Ort (Fundpunkt) der Mutungsbohrung auf Steinkohle -FL II, 1902-

Mutungsantrag, 1902
Nikolaus Leopold zu Salm-Salm (Gemälde 1906)
Luftbild Fürst Leopold, 1926, Copyright: Regionalverband Ruhr, Essen.
Luftbild Fürst Leopold, 17.07.1945, Copyright: Luftbilddatenbank Dr. Carls, Estenfeld
Luftbild Fürst Leopold, 1952, Copyright: Regionalverband Ruhr, Essen.
Luftbild Fürst Leopold, 1955
Luftbild der Zeche Fürst Leopold (um 1978)
Luftbild Fürst Leopold, 2007, Copyright: Regionalverband Ruhr, Essen
Luftbild Fürst Leopold, 2011, Copyright: Hans Blossey



Der Name des Bergwerks leitet sich ab von Nikolaus Leopold Joseph Maria Fürst zu Salm-Salm (1838 - 1908), der als Standesherr zu jener Zeit das Bergregal innehatte, also das Verfügungsrecht über die Bodenschätze besaß. Nachdem Versuchsbohrungen in den Jahren 1899 bis 1902 ergaben, dass auch nördlich der Lippe Kohle wirtschaftlich gefördert werden kann, beantragten Emil Tilmann, Dortmund und Victor Weidtman, Aachen die Bewilligung einer Genehmigung zum Bergbau (Mutung) in Hervest. 1906 erwarben sie das 4,4 km² große Bergeigentum vom Fürsten Salm-Salm zu Anholt und veräußerten dieses umgehend wieder für 750.000 Mark an die Bergwerksgesellschaft Consolidation in Gelsenkirchen. Als Regalherrn stand dem Fürsten zu Salm-Salm der sogenannte "Bergzehnte" zu, der nach dem abgeschlossenen Vertrag auf 1% des Verkaufswerts der zu fördernden Kohle ermäßigt wurde, aber auch durch einmalige Zahlung abgelöst werden konnte. Am 14. November 1910 begann man damit Schacht 1 abzuteufen. Die erste Kohle wurde am 19. Januar 1913 gefördert. 1918 erwarb die Hoesch AG für 22 Millionen Mark sämtliche Kuxe der Gewerkschaft Fürst Leopold.


1931 erfolgte der Verbund von "Fürst Leopold" mit der Holsterhausener Zeche Baldur unter dem Namen "Fürst Leopold-Baldur". Am 30.November 1969 wurde die Hoesch Bergbau AG und damit auch die Zeche Fürst Leopold-Baldur in die neu gegründeten Ruhrkohle AG eingebracht. Nachdem 1971 eine gemeinsame Werksdirektion mit der Zeche Wulfen gebildet worden war, kam es am 01.01.1982 zum endgültigen Zusammenschluss unter dem Namen "Fürst Leopold/Wulfen".

Die höchste Förderung erreichte das Bergwerk 1997 mit 2,4 Mio. Tonnen, die von 2.943 Beschäftigten erzielt wurde.

Zum 01. April 1998 verschmolzen die beiden Zechen Westerholt und Fürst Leopold/Wulfen zum Bergwerk Lippe. Quasi als Ausgleich für den Wegfall der Arbeitsplätze auf Fürst Leopold erhielt die Stadt Dorsten die Zusage, dass die Ausbildungsstätte in Dorsten weiterbetrieben würde und auch die Verwaltung der Verbundzeche ihren Sitz in Dorsten haben würde. Die letzte Kohle auf Fürst Leopold wurde am 17. August 2001 gefördert. Die Ausbildung kam nach Herten-Westerholt und zum Leidwesen der Stadt Dorsten (Berichtsvorlage Stadt Dorsten) zog auch die Verwaltung nach Herten. Der räumliche Verbund der Grubenfelder von Leopold und Westerholt erfolgte am 15. Juni 2005 mit dem Durchschlag einer zwischen den beiden Zechen aufgefahrenen Strecke. Das Bergwerk Lippe stellte schließlich am 19.12.2008 den Betrieb ein.



Datei:Tagesriss 1960.jpg Tagesriss (Werksplan) von 1960

Zeittafel

Jahr Ereignis
1902 Mutung der Felder Fürst Leopold I - III
1906 Februar/März: Verleihung der Felder Fürst Leopold I - III, Gründung der Gewerkschaft "Fürst Leopold" (im Besitz der Bergwerksgesellschaft Consolidation)
1908 Verleihung der sechs Felder Fürst Leopold IV - IX
1909 Verleihung Feld Fürst Leopold X, Berechtsame: 21,2 km²
12.02.1910 Konsolidierung der Berechtsame zu Fürst Leopold,
14.11.1910 Teufbeginn Schacht 1 (Gefrierverfahren)
1911 Teufbeginn Schacht 2 (Gefrierverfahren), Schacht 1: Karbon bei 600 m(-567 m), Teilung der Berechtsame in Fürst Leopold (15,1 km²) und Fürst Leopold Fortsetzung (6,1 km²)
1912 Schacht 1: Ansetzen 1. Sohle = 647 m(-614 m), Schacht 2: Ansetzen 2. Sohle = 744 m(-709 m), erste Kohlenförderung, 532 t, 394 Beschäftigte
19.01.1913 Schacht 1: regelmäßiger Förderbeginn
1913 Tieferteufen Schacht 1 bis 2. Sohle, 39236 t, 626 Beschäftigte
1914 Tieferteufen Schacht 1
1915 Schacht 1: Ansetzen 3. Sohle = 874 m(-839 m), Schacht 2 ebenfalls bis 3. Sohle, 151418 t, 799 Beschäftigte
22.09.1918 Erwerb durch die Hoesch AG, Auflösung der Gewerkschaft
1920 Erwerb Feld Trennstück 0din (0,35 km²), Gesamtberechtsame: 21,5 km², 334201 t, 1795 Beschäftigte
1925 509872 t, 2068 Beschäftigte
1926 Auffahrung Strecke auf 3. Sohle zum Verbund mit Baldur, jedoch im gleichen Jahr gestundet
1930 523035 t, 1445 Beschäftigte
01.04.1931 Zusammenlegung mit sillgelegter Zeche Baldur zu Fürst Leopold-Baldur, Baufeld: 25,3 km2, Anlagen:

Fürst Leopold: Förderanlage, Schächte 1/2 bis 3. Sohle = 874 m(-839 m), Baldur: Schächte 1/2 bis 3. Sohle = 743 m(-710 m), Juni: Durchschlag zwischen 2. Sohle Fürst Leopold und 3. Sohle Baldur, 482080 t, 1253 Beschäftigte

1934 42 Feierschichten wegen Absatzmangel
1935 567304 t, 1204 Beschäftigte
1940 1.095342 t, 2410 Beschäftigte
1945 schwere Kriegsschäden, 3. Sohle unter Wasser, Mai: Sümpfen, 279974 t, 1869 Beschäftigte
1946 Anlagen: Fürst Leopold 1/2, Baldur 1/2 (nur Wetterführung), Hauptfördersohle: 3. Sohle 874 m(-839 m)
1950 1.058644 t, 3436 Beschäftigte
1953 Inbetriebnahme Kraftwerk
1954 Verfüllung Schacht Baldur 2 bis unterhalb 1. Sohle = 595 m
1955 1.412910 t, 4296 Beschäftigte
1956 max. Förderung: 1.499302 t, 4477 Beschäftigte
1960 1.214618 t, 3344 Beschäftigte
1965 1.172667 t, 2735 Beschäftigte
1969 1.106982 t, 1808 Beschäftigte
1970 Bildung einer Werksdirektion aus den Zechen Fürst Leopold-Baldur und Wulfen, jedoch bleiben beide weiterhin selbständig fördernde Anlagen. Umbenennung Fürst Leopold-Baldur in Fürst Leopold, Baufeld: 20 km², Anlagen: Fürst Leopold: Förderanlage, Schächte 1/2 bis 3. Sohle = 874 m(-839 m) = Fördersohle, Baldur: Schacht 1 bis 3. Sohle = 743 m, Schacht 2 bis 1. Sohle = 595 m, 1.9. Strebbruch (3 Tote), 1.213006 t, 1890 Beschäftigte
1972 Verfüllung Schacht Baldur 2
1973 Fürst Leopold: Ansetzen 4. Sohle = 1034 m(-1000 m) im Gesenk
1975 1.206139 t, 2038 Beschäftigte
1976 Bau eines neuen Fördergerüsts über Schacht 1 und Umbau des Schachts auf Gefäßförderung, Förderberg von 3. Sohle zur 4. Sohle
1979 Mutung Feld Im Vest (0,14 km²)
1980 max. Förderung: 1.277840 t, 2325 Beschäftigte
1981 Durchschlag 3. Sohle mit 2. Sohle Wulfen mittels Strecken und Gesteinsberg (Länge: 7580 m), Übernahme Förderung untertage von Wulfen
01.01.1982 Umbenennung in Fürst Leopold/Wulfen.

Anlagen: Fürst Leopold: Schächte 1/2, Förderanlage, Fördersohlen: 3. Sohle = 872 m(-839 m) und im Gesenk 4. Sohle = 1034 m(-1000 mS), Schacht Baldur 1 bis 3. Sohle = 743 m(-710 m), nachfolgend genannt 2. Sohle), Wulfen 1/2: 2. Sohle = 1037 m(-991 m, -1000 mS), Kohlen untertage von Wulfen nach Fürst Leopold, Baufeld: 104,3 km², Tieferteufen Schacht Baldur 1, 1.383923 t, 2764 Beschäftigte

1983 Schacht Baldur 1: Ansetzen neue 3. Sohle = 864 m(-831 m), 4. Sohle = 943 m(-910 m) und 5. Sohle = 1053 m(-1020 m), Wulfen: Umbenennung 1. Sohle in 3. Sohle und 2. Sohle in 5. Sohle
1984 30.01.: Fördereinstellung im Schacht Wulfen 1
1985 1.846060 t, 3109 Beschäftigte
1988 Schacht Leopold 1: Umbau Fördergerüst, in Planung: Teufen Schacht Wulfen 3 (zwischen Fürst Leopold 1/2 und Wulfen 1/2)
1990 Wulfen: Auffahrung 4. Sohle, 2.117843 t, 3051 Beschäftigte
1991 Tieferteufen Schacht Baldur 1: Ansetzen 1. Teilsohle = 1158 m(-1125 m), Wulfen: Anschluss der nachträglich angesetzten 4. Sohle = 927 m(-880 m) an die 4. Sohle Fürst Leopold
1992 Schacht Baldur 1: Ansetzen 2. Teilsohle = 1283 m(-1250 m)
1993 Schacht Baldur 1: Ansetzen 6. Sohle = 1323 m(-1290 m)
1995 2.386962 t, 3302 Beschäftigte
1997 max. Förderung: 2.400350 t, 2943 Beschäftigte
01.04.1998 Verbund mit Westerholt zum Bergwerk Lippe
17.08.2001 Einstellung der Kohleförderung
15.06.2005 Durchschlag des Flözberges im Flöz L/K/I von Fürst Leopold nach Westerholt. Damit räumlicher Verbund beider Bergwerke unter Tage.
19.12.2008 Stilllegung des Bergwerks Lippe
19.12.2008 Die Tedo GmbH in Dorsten erwirbt 11,3 ha der ehemaligen Zechenfläche mit den historischen Gebäuden im Zentrum
14.10.2011 Die Kernfläche des Zechenareals wird aus der Bergaufsicht entlassen
30.11.2011 Nach Rückübertragung des Fördermaschinenhauses von Tedo an die RAG Montan Immobilien überträgt diese wiederum das Eigentum an die Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur

Beschäftigungszahlen

Beschäftige auf Fürst Leopold(/Wulfen)


Förderleistung

Förderung auf Fürst Leopold


Neue Nutzungen

Um neue Nutzungsmöglichkeiten zu entwickeln, wurde 2001 die Projektgesellschaft Fürst Leopold (PGFL) ins Leben gerufen. Gesellschafter der inzwischen liquidierten Einrichtung waren die Stadt Dorsten und die MGG (heute: RAG Montan Immobilien) mit jeweils 50% Geschäftsanteilen. Umfangreiche Bestandsaufnahmen der Gebäude, der Infrastruktur und des Freiraumes bildeten die Basis für eine 2004 von den Architekten und Stadtplanern Börner/Schmidt (Dorsten) und Post/Wolters (Dortmund) vorgelegten Konzeptstudie über neue Nutzungsmöglichkeiten auf der ehemaligen Zechenfläche. Diese Arbeiten wurden durch die EU und das Land NRW gefördert.

2006 hat die MGG mit der Firma PRISMA Immobilien, Dorsten einen Letter of intent geschlossen. Zielsetzung dieser Absichtserklärung war es, weitergehende Planungen vorzunehemen, mit dem Ziel, die Ansiedlung von Einzelhandel sowie weitere Nutzungen für Freizeit und Kultur auf dem Kerngelände zu prüfen. Parallel zu den Planungen des Investors hat die Stadt Dorsten in mehreren Gutachten untersuchen lassen, inwieweit die vom Investor gewünschten Einzelhandelsvorhaben verträglich sind mit städtebaulichen und handelswirtschaftlichen Zielen.

2009 erwarb die zwischenzeitlich neugegründete Gesellschaft TeDo (Tempelmann-Dorsten) rund 12 Hektar des ehemaligen Bergwerks Fürst Leopold von der RAG Montan Immobilien und der RAG AG. Der Rat der Stadt Dorsten hat daraufhin die Aufstellung eines Bebauungsplans für das zentrale Zechengelände beschlossen und 2011 einen Vorentwurf aufgestellt.

Am 30. November 2011 schließlich ging das Eigentum an dem Fördermaschinenhaus von der RAG auf die Stiftung Industriedenkmal und Geschichtskultur über. Das im Osten angrenzende Grundstück, auf dem ein soziokulturelles Zentrum entstehen soll, hat die Stadt Dorsten erworben. Am 05.09.2012 beschließt der Rat der Stadt Dorsten den Bebauungsplan "Ehemalige Schachtanlage Fürst Leopold -Teilabschnitt Süd/Ost-". Datei:B_Plan_2011.jpg

Gebäude

Sieben der einst über 30 übertägigen Gebäude stehen unter Denkmalschutz und werden künftig für kulturelle und gastronomische Zwecke genutzt. Es sind dies die Lohnhalle mit Verwaltung und Kauen, das Lager- und Lüftergebäude, das Fördermaschinenhaus sowie die Elektrische Zentrale (Dampfzentrale) und die Torhäuser. Die Bauten der Zeche Fürst Leopold entstanden im Wesentlichen in der Zeit zwischen 1911 bis 1916. Während die ersten Gebäude im aufwendigen neobarocken Backsteinstil/Reformstil (z.B. das Fördermaschinenhaus Schacht 1) errichtet wurden, konnten die in der Zeit des ersten Weltriegs und danch errichteten Bauten nur schlicht und dem Zweck entsprechend einfach ausgeführt werden.

Lohnhalle und Verwaltung -Ostansicht-
Fördermaschinenhaus Schacht 2
Kohleabbau unter Dorsten, Quelle: Kuschke, Michael, Geschichte des Bergbaus in Dorsten, 2008.

Pläne

Östl. Fördermaschine - Schacht 2: Konstruktionsplan Maschinenrahmen der Pleuelstange, Friedrich Wilhelms-Hütte, Mülheim-Ruhr, 1912.

Östl. Fördermaschine - Schacht 2: Schnitt durch Maschine und Fundament, Friedrich Wilhelms-Hütte, Mülheim-Ruhr, 1914.


Interne Links

Geschichte des Bergbaus in Dorsten, Michael Kuschke, 2008.

Historische Zeitungsartikel zu Fürst Leopold



Literatur

  • 100 Jahre Bergbau Lippe, 1907 - 2007: Festschrift, Herne, Deutsche Steinkohle AG, 2007, 107 Seiten. Standort: Verein.
  • Bergwerk Fürst Leopold / Wulfen 1913 - 1993: Dortmund, Ruhrkohle-Zentraldruckerei, 1994, 246 Seiten. Standort: Stadtbibliothek.
  • Chronik des Bergwerks Fürst Leopold / Wulfen 1913-1988: 1988, Standort: Stadtbibliothek.
  • Fünfzig Jahre Fürst Leopold Baldur. 1913-1963, Hoesch AG Bergbau, Dorsten, 1963, 62 Seiten, Standort: Stadtbibliothek.


Weblinks

Verein für Bergbau-, Industrie- und Sozialgeschichte / Fürst Leopold

Wikipedia: Zeche Fürst Leopold

Route Industriekultur

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